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Heimatgeschichte

Der Brühl - Kulkwitzer Gemeindehäuser in Seebenisch

Wenn man von Gärnitz kommend nach Seebenisch fährt, sieht man am Ortseingang auf der linken Seite 4 gleich aussehende Häuser, die sich architektonisch von der umgebenden Bebauung abheben. Diese bebaute Fläche wird in Seebenisch umgangssprachlich als „Der Brühl“ bezeichnet.
 
Die wenigsten Seebenischer werden heute noch wissen, dass es sich bei diesem Areal um eine „Kolonie“ der Gemeinde Kulkwitz auf Seebenischer Flur handelt, die in den Jahren 1928/29, ausschließlich für die Wohnungssuchenden aus Kulkwitz gebaut wurde.
 
Wie kam es dazu? Zur Erklärung ein kurzer Blick zurück in die Geschichte.
 
Kulkwitz war bis zum Jahre 1865 ein Bauerndorf wie viele andere in der Umgebung. In diesem Jahre wurde die „Grube Mansfeld“ in Albersdorfer Flur abgeteuft, um Braunkohle im Tiefbau zu gewinnen. Dies war für Kulkwitz der Beginn des industriellen Zeitalters, ohne dass sich dies sofort bemerkbar machte. Die Abbaufelder schoben sich von Albersdorf aus immer weiter westwärts zur Markranstädt-Zwenkauer Landstraße vor. Zwischen 1881 und 1893 werden 3 weitere Schächte an der Straße nach Markranstädt niedergebracht. Im Januar 1896 erfolgte dann die Verlegung des Firmensitzes der Leipziger Braunkohlen AG (L.B.W.) auf das neu erbaute Betriebsgelände in Kulkwitz, an der heutigen Zwenkauer Straße. 1911 kam noch das neu errichtete Gelände der Landkraftwerke Leipzig in Kulkwitz (L.K.W.) auf der anderen Straßenseite dazu.
 
Zu Beginn des Braunkohlenabbaus sind die Abbaurechte unter der Erde durch die Bauern „verpachtet“ worden, später verkauften sie ihre Güter gleich und ließen sich an anderer Stelle nieder. 1903 hatten die L.B.W. das Rittergut Gärnitz von der Witwe Jacob gekauft. Damit hatte man fast die gesamten Fluren von Gärnitz und Kulkwitz in Besitz mit den zugehörigen Abbaurechten. Mitte der 1920iger Jahre standen beide Dörfer jeweils auf einer „Insel“, umgeben von Bruchfeldern. Um die Situation 1926 in Kulkwitz zu verdeutlichen, ein Ausschnitt aus einem Bericht des Bürgermeisters Franz August Karl Kaube:
 
„Unsere Industriegemeinde zählte im April d.J. 650 Einwohner:
1859 | 142 Einwohner
1910 | 392 Einwohner
1925 | 565 Einwohner
 
Bei der letzten Volkszählung am 15. Juni 1925 waren unter diesen Einwohnern 111 Ausländer, zumeist Polen. Nach dem Glaubensbekenntnis getrennt:
312 ev. Luth. Einwohner
134 röm. Kath. Einwohner
119 Dissidenten.
 
Die früheren Güter waren meist zu Wohnungen umgebaut, allein in dem ehemaligen Gut Nr. 9 (früherer Besitzer Stange) wohnten 57 Personen.
 
Das Bild unseres Ortes hat durch den Bergbau und des Kraftwerkes seine ländliche Schattierung verloren. Abgebautes Kohlengelände umgibt das Dorf in weitem Umkreis. Straßen liegen auf aufgeschütteten Aschehalden, auf denen kein Baum gedeiht. Bruchlöcher und große Tümpel drücken der ganzen Gegend einen nüchternen Stempel auf. Stundenweit im Umkreis ist kein Wald zu finden“.
 
 
Zur Linderung der größten Wohnungsnot wurde unter großen finanziellen Anstrengungen in der Zeit Juli 1925 bis Mai 1926 in Kulkwitz ein Gemeindehaus für 8 Familien gebaut.
 
Fortsetzung folgt…