Junge Menschen besser an den Entscheidungsprozessen der Stadtentwicklung in Markranstädt zu beteiligen, ist die Motivation der Stadt, am Programm „Jugend entscheidet“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung teilzunehmen. Pünktlich zum Schulstart fanden Anfang September im Rahmen dessen zwei Thementage statt. Hier diskutierten rund 15 Jungen und Mädchen über ihre Ideen und Vorstellungen. Sie konnten dabei einbringen, was sich aus ihrer Sicht in Markranstädt ändern oder verbessern sollte, welche Angebote sie sich wünschen und vieles mehr. Am ersten Tag wurden die Jugendlichen von Mitarbeitern des Vereins Politik zum Anfassen e.V. an die Vielseitigkeit und die Möglichkeiten der Beteiligung herangeführt. Auch erste Ideen und Vorstellungen wurden zusammengetragen und dokumentiert. Am Abend trafen sie bei einem geselligen Austausch auf die Vertreter des kommunalen Teams, das neben Bürgermeisterin Nadine Stitterich aus Mitgliedern des Stadtrates, der Verwaltung und von Institutionen der Stadt besteht und den Prozess ebenfalls begleitet. In lockerer Atmosphäre lernten sich die Teilnehmer kennen und tauschten sich aus.
Am folgenden Tag wurden die vielfältigen Ideen und Vorstellung der Jugendlichen gemeinsam mit dem kommunalen Team diskutiert und konkretisiert. Im Rahmen eines Workshops haben die Jungen und Mädchen anschließend die Anregungen daraus in ihre Ausführungen einfließen lassen und Projektideen ausgewählt, die weiterverfolgt werden sollten. Im Ergebnis sind neun Themen der jungen Menschen herausgelöst worden, die in neun Beschlussvorlagen für eine fiktive Stadtratssitzung einflossen. Diese waren:
- Top 1: Ein besserer Volleyballplatz in der Nähe des Kulkwitzer Sees
- Top 2: Längere Öffnungszeiten im Jugendclub und am Wochenende
- Top 3: Ein Riesentrampolin in der Nähe des Schulkomplexes
- Top 4: Besserer Außenbereich, grünere und bessere Gestaltung des Außengeländes des Jugendclubs
- Top 5: Mädchenfußball, es sollen ortsansässige Fußballvereine angefragt werden, ob eine Mädchen- bzw. geschlechtsneutrale Fußballmannschaft ab B-Jugend eröffnet werden kann
- Top 6: Halfpipe
- Top 7: Abgegrenzte Badefläche am See neben dem Strandbad durch eine Kette mit Bojen und unterhalb mit einem Netz versehen
- Top 8: Jugendcafé mit Lagerfeuerplatz
- Top 9: Riesenschaukel als Treffpunkt für Kinder und Jugendliche
Wie im richtigen demokratischen Entscheidungsprozess fanden sich die Jugendlichen in drei Fraktionen, die „Veganen Kekse“, „Mo und die 6 Zwerge“ sowie „Grüne Pflanzen“, zusammen. In Vorbereitung der geplanten fiktiven Ratssitzung berieten die drei Fraktionen mit Unterstützung der regulären Stadtratsmitglieder Dr. Ursula Schuster, Jens Schwarzer und Tommy Penk über die neun Anträge.
Zur fiktiven Stadtratssitzung unter Leitung der Bürgermeisterin Nadine Stitterich wurde über die Anträge beraten und letztlich abgestimmt. „Es fühlte sich an wie in einer tatsächlichen Stadtratssitzung.“, erzählt Bürgermeisterin Stitterich, „Es wurde lebendig und teilweise hitzig diskutiert. Ich war begeistert von dem Engagement und der Leidenschaft unserer jungen Nachwuchsstadträte. Ich habe keine Politverdrossenheit bei den Jugendlichen gespürt, sondern dass sie echtes und überzeugendes Interesse haben, ihre Stadt mitzugestalten. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich hoffe allen Teilnehmern ebenfalls.“
Eine Mehrheit fanden die Anträge Top 1, 2 und 4 bis 8. Das Riesentrampolin und die -schaukel konnten die anwesenden Mitglieder nicht überzeugen und fanden keine Mehrheit. Aus dem Ergebnis ist erkennbar, dass den Jungen und Mädchen vor allem die Gestaltung von Aufenthaltsbereichen für junge Menschen in der Freizeit wichtig ist. Besonders hervor tut sich dabei die Verbesserung der Gestaltung des Außenbereichs des Jugendclubs und die Angebotsvielfalt für Jugendliche. „Die Erkenntnisse und Ergebnisse werden wir für die Stadträte aufarbeiten und vorstellen.“, so Stitterich weiter, „Ziel des Programms ist es, eine dieser Maßnahmen durch einen Stadtratsbeschluss bestätigen zu lassen und letztlich tatsächlich umzusetzen. Damit die begeisterten jungen Menschen erleben, dass sich Engagement lohnt.“ Begleitet wurden die Thementage neben dem Prozesskoordinator der Hertie-Stiftung von Mitgliedern des Vereins Politik zum Anfassen e.V.
Hintergrundinformation:
Markranstädt ist eine von 15 Kommunen aus ganz Deutschland, die gemeinsam mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung neue Wege bei der Jugendbeteiligung geht. Im Rahmen des Programms „Jugend entscheidet“ soll Kommunalpolitik für Jugendliche erlebbar und erfahrbar gemacht werden. Dazu wird eine konkrete Entscheidung, die Jugendliche vor Ort bewegt, mittels eines eigens konzipierten Beteiligungsformats an diese abgegeben. Erfahrene Prozessbegleitungen stehen dabei den kommunalen Entscheidungsträgern und Jugendlichen zur Seite. Jede Kommune erhält für das Projekt eine eigene, professionelle Prozessbegleitung. Um im Rahmen von „Jugend entscheidet“ lokale Veranstaltungen vor Ort durchführen zu können, erhalten die teilnehmenden Kommunen zudem eine finanzielle Unterstützung von 5.000 €. Gefördert werden Städte und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, in denen es noch kein etabliertes Format der Jugendbeteiligung gibt.