Heimatgeschichte
Der Brühl - Kulkwitzer Gemeindehäuser in Seebenisch
Wenn man von Gärnitz kommend nach Seebenisch fährt, sieht man am Ortseingang auf der linken Seite 4 gleich aussehende Häuser, die sich architektonisch von der umgebenden Bebauung abheben. Diese bebaute Fläche wird in Seebenisch umgangssprachlich als „Der Brühl“ bezeichnet.
Die wenigsten Seebenischer werden heute noch wissen, dass es sich bei diesem Areal um eine „Kolonie“ der Gemeinde Kulkwitz auf Seebenischer Flur handelt, die in den Jahren 1928/29, ausschließlich für die Wohnungssuchenden aus Kulkwitz gebaut wurde.
Wie kam es dazu? Zur Erklärung ein kurzer Blick zurück in die Geschichte.
... TEIL 3 ...
Die Bauabnahme des 1. Hauses erfolgte noch im alten Jahr in Anwesenheit vom Architekten und allen Handwerkern. Am 14. Februar nach Einzug der Mieter im 1. Haus wurde festgestellt, dass 2 Familien ihre verheirateten Kinder als Untermieter mit in der Wohnung hatten. Laut Mietvertrag erhöht das die Miete um 25 Prozent, wegen der erhöhten Abnutzung und um Ausbeutung des Untermieters durch den Vermieter zu verhindern. Im März wurde im ersten bezogenen Haus eine Wohnungsbesichtigung durchgeführt und eine Beeinträchtigung festgestellt, im Keller von Herrn Schäfer saß eine brütende Gans.
Im April lag die Gesamtabrechnung für das 1. Haus in Höhe von 47.662,76 RM vor.
Anfang Mai 1929 erfolgte ein weiterer Landkauf in Seebenisch. Erworben wurden die Grundstücke 198 und 199 mit zusammen 7.365,4 qm zu einer Kaufsumme von 18.413,50 RM für den Bau eines 4. Hauses. Architekt Beyer wurde beauftragt, Pläne für ein 4-Familien-Wohnhaus mit einer Wohnfläche von ca. 60 qm je Wohnung zu erstellen.
Der Baubeginn sollte baldigst erfolgen. Die L.B.W. machte jedoch Schwierigkeiten, da ein fünftes Haus an der Landstraße zu nahe an ihrem Gelände läge (Bruchkante am neuen Gartenverein „Fortschritt“). Eine Klärung war durch den Architekten mit der Behörde notwendig.
Die im Herbst aufgestellte Wohnungsliste für die ersten drei Häuser musste geändert werden, da 2 Mieter die ihnen zugewiesenen Wohnungen nicht nahmen.
Haus 1: Zweynert, Hentschel, Suderlau Herm. Jun., Schäfer Karl
Haus 2: Kabisch, Schäfer, Pufe, Schröder
Haus 3: Müller F., Müller K., Ruppert, Schulter Alfred.
Am 30. Mai 1929 wurden Bauzeichnungen und Finanzplan für Haus 4 bei der AHM eingereicht.
Ab 29. Juni 1929 wurden die Bauleistungen für das 4. Haus vergeben. Sie gingen so weit wie möglich, auch mit Nachverhandlungen über Nachlässe beim Rohbau an die bekannten Firmen.
Verhandlungen mit der AHM und dem Bürgermeister von Seebenisch wegen einer amtlichen Auflage lauteten: „Die Gemeinde Kulkwitz hat nach Bauende in Seebenisch an ihren Häusern eine Straße zu bauen“ (heute Seitenstr.), „ansonsten 12.000 RM in die Gemeindekasse Seebenisch einzuzahlen.“ Man hatte sich dahingehend geeinigt, dass bis zum Bau der Straße (nach Fertigstellung des 4. Hauses) auf ein fertiggestelltes neues Haus eine Sicherungs-Hypothek von 5.000 RM eingetragen wurde. Die Seebenischer waren in finanziellen Angelegenheiten aus Erfahrung den Kulkwitzern gegenüber äußerst misstrauisch.
Im August 1929 wurde aus finanziellen Nöten beschlossen, nur noch die billigsten Gebote zu berücksichtigen, was im Ergebnis zu mehrfachen Änderungen der Firmen führte, da diese die Erwartungen nicht erfüllten oder gar Konkurs anmeldeten. Beim Richtfest sollte es mehr zu Essen und nur 4 Glas Bier pro Person sowie Rauchmaterial geben.
Fortsetzung folgt…
TEIL 1 finden Sie hier: https://markranstaedt.de/de/newsdetails/heimatgeschichte.html
25.05.2023